Die Rakete „New Shepard“ von Blue Origin beim Start
Reuters/Joe Skipper
Erste Frauencrew

Bezos schickt Verlobte mit Katy Perry ins All

Es dürfte der wohl dekadenteste Polterausflug aller Zeiten werden: Lauren Sanchez, Verlobte von Milliardär und Blue-Origin-Gründer Jeff Bezos, will am Montag mit der Rakete ihres zukünftigen Ehemannes einen Kurztrip unternehmen. New Shepard 31 wird die erste rein weibliche Weltraummission sein – mit dabei ist auch Katy Perry, die sich zum Ziel gesetzt hat, das All glamourös zu machen.

Neben Sanchez und Perry sind die Moderatorin Gayle King, die Wissenschaftlerinnen Aisha Bowe und Amanda Nguyen sowie die Unternehmerin Kerianne Flynn mit von der Partie. Das Startfenster für die Mission öffnet sich laut Blue Origin am Montag um 15.30 Uhr MESZ – bei schlechten Wetterbedingungen könnte sich die Mission allerdings verschieben.

Die Weltraumtouristinnen warten auf ihren großen Moment mitten in der texanischen Wüste, wo die Rakete starten wird. Der Ausflug in eine Höhe von rund 100 Kilometern über der Erde dauert dann nur etwa zehn Minuten, zeitweise mit Schwerelosigkeit.

Lauren Sanchez und Amazon Gründer Jeff Bezos
Reuters/Mario Anzuoni
Im August wollen Sanchez und Bezos heiraten, dafür geht die Reise aber nicht ins All, sondern nach Venedig

„Mütter fliegen ins Weltall“

Sanchez sagte in einem Interview mit dem Magazin „Elle“, dass sie ihre Crew selbst zusammengestellt habe. Sie wolle der Welt zeigen, dass Frauen alles erreichen könnten. Ein Kind habe gesagt: „Mütter fliegen nicht ins Weltall“, so Sanchez. „Aber ratet einmal: Mütter fliegen ins Weltall.“

Ob und wie viel die Teilnehmerinnen der Mission NS-31 für den Flug bezahlt haben, ist nicht bekannt. Blue Origin schweigt sich generell über Ticketpreise aus, kolportiert werden aber mehrere hunderttausend bis über eine Million Dollar pro Person. Viele frühere Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen zumindest Teile der Kosten von Sponsoren übernehmen. Immer wieder lädt das Unternehmen aus PR-Gründen aber auch Prominente ein.

„Was soll ich anziehen?“

Perry erzählte im Interview mit dem Magazin „Elle“, dass sie eine Einladung und einen Anruf von Bezos und Sanchez erhalten habe. Ihr erster Gedanke sei gewesen: „Was soll ich anziehen?“ Sie habe schon jahrelang von einem Ausflug ins All geträumt. Dass sie nun Teil der ersten weiblichen Crew sei, sei dazu noch die Krönung: „Der Weltraum wird endlich glamourös.“

Mit dem Trip wolle sie aber auch eine Inspiration für ihre Tochter und andere Mädchen sein: Jeder Mensch könne seine Träume verwirklichen, unabhängig von Herkunft und Hintergrund, so die Multimillionärin.

US-Sängerin Katy Perry
APA/AFP/Michael Tran
Bei der Mission werden die Teilnehmerinnen Blue-Origin-Anzüge tragen, Katy Perry plant dennoch, auch im All zu glitzern

Moderatorin King will Angst überwinden

Die in den USA sehr bekannte Moderatorin King, die seit Jahrzehnten unter anderem für den US-Sender CBS arbeitet, räumte im „Elle“-Interview ein, dass sie eigentlich nie von den Weiten des Weltalls geträumt hätte. Nach der Einladung von Bezos und Sanchez habe sie sich aber mit Perry beraten, und die habe sie überzeugt, sich der Mission anzuschließen. Auch sie wolle ein Vorbild sein; Menschen sollten denken: „Wenn sie es kann, kann ich es auch.“ Manchmal müsse man seine Angst loslassen können und Dinge machen, die man nicht für möglich gehalten habe.

Die Unternehmerin und Filmproduzentin Flynn bewarb sich nach eigenen Angaben selbst um ihr Ticket ins All und soll auch bei Blue Origins Konkurrenzunternehmen Virgin Galactic auf der Bewerbungsliste stehen. „Zivilisten ins All zu schicken wird irgendwann ganz normal und für jeden möglich sein. Ich fühle mich geehrt, dass ich eine Pionierin unter diesen Frauen sein darf“, so Flynn, die sich selbst ebenfalls als inspirierend für künftige Generationen sieht.

Wissenschaftlerinnen mit Botschaft an Bord

Auch wenn das Shuttle der Mission automatisch fliegt, sind doch zwei Frauen aus der Weltraumforschung an Bord. Nguyen und Bowe sind hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen und ehemalige Mitarbeiterinnen der US-Raumfahrbehörde NASA. Nguyen wird die erste Vietnamesin im All sein und nutzt ihre Popularität, um auf die von ihr gegründete NGO Rise hinzuweisen, die sich um die Rechte von Vergewaltigungsopfern kümmert.

„Ich fliege für alle Überlebenden sexueller Gewalt. Die Heilung ist eine so schwierige Reise, und wir wissen nie, ob wir sie abschließen können. Ich hoffe, es wird ein heilender Moment für mich, den ich mit anderen Überlebenden teilen kann“, so Nguyen, die während des Studiums vergewaltigt wurde. „Die Person, die man vor dem Schmerz war, hat noch eine Bedeutung. Und auch die Träume, die man davor hatte, sind noch wichtig – und sie können wahr werden.“

Bowe wird die erste schwarze Frau an Bord einer Blue-Origin-Rakete sein. Die erfolgreiche Wissenschaftlerin und Unternehmerin hat sich der Unterstützung von Frauen in Wissenschaft und Technik verschrieben und will jenen Mädchen ein Vorbild sein, die immer noch mit dem Vorurteil aufwachsen müssen, dass es Fächer gäbe, die nur für Buben geeignet wären. Weibliche Spitzenkarrieren in technischen Berufen könnten diese Bilder aufbrechen, so Bowe.

Kritik an Weltraumtourismus

Im Vorfeld gab es massenhaft Kritik an dem Vorhaben. Millionen Dollar für zehnminütige Ausflüge buchstäblich im Weltall zu verbrennen sei angesichts von Krisen, Kriegen und Hungersnöten geradezu obszön, hieß es in Kommentaren.

Auch aus der Wissenschaft gibt es seit Längerem Bedenken gegen den zunehmenden Weltraumtourismus – vor allem auch aus Klimagründen. Ein Team um Robert Ryan vom University College London hat errechnet, dass drei Jahre Weltraumtourismus reichen könnten, um doppelt so viele klimaschädliche Emissionen zu erzeugen wie sämtliche wissenschaftlichen Weltraummissionen.

Blue Origin bietet die Kurztrips für Weltraumtouristen seit einigen Jahren an. Beim ersten Flug 2021 war Gründer Bezos selbst an Bord. Virgin Galactic des britischen Unternehmers Richard Branson und SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk haben ähnliche Angebote.