Kanal vor Venedig
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Für Stoßzeiten in Venedig

Zehntausende zahlten bereits Zutrittsgebühr

Wer in besonders gefragten Zeiträumen Venedig besuchen will, muss seit vergangenem Jahr eine Zutrittsgebühr entrichten. Für heuer buchten auf dem entsprechenden Onlineportal bereits 33.000 Menschen einen Besuch in der italienischen Lagunenstadt. Doch nicht alle in der Stadt sind mit der Gebühr glücklich. Dabei versucht nicht nur Venedig der zunehmenden Touristenmassen Herr zu werden.

An 54 Tagen wird dieses Jahr eine Gebühr von fünf Euro pro Tag fällig: in der Zeit von Karfreitag bis 4. Mai sowie vom zweiten Mai-Wochenende bis 27. Juli. Für diese Zeiträume wird in dem ohnehin gut besuchten oberitalienischen Touristenmagnet ein besonders großer Andrang an Besucherinnen und Besuchern erwartet. Die Maßnahme gilt wie im Jahr 2024 von 8.30 bis 16.00 Uhr.

Für Personen, die erst vier Tage vor dem Besuch bis zum Zutrittstag selbst buchen, verdoppelt sich die Gebühr auf zehn Euro. Mit der Bezahlung erhält man einen QR-Code aufs Handy, ohne den bei Kontrollen in der Lagunenstadt bis zu 300 Euro Strafe drohen. Vorgesehen ist eine ganze Reihe von Ausnahmen: Einheimische, Personen, die in Venedig arbeiten oder studieren, Hotelgäste und Kinder unter 14 Jahren müssen etwa nichts bezahlen.

Protest von „Ticketverweigerern“

Dennoch wächst die Zahl der Menschen in Venedig, die mit der Gebühr ein Problem haben. In den sozialen Netzwerken Facebook, X und Instagram gründeten sich Gruppen von „Ticketverweigerern“. Sie fordern Touristinnen und Touristen auf, die Gebühr nicht zu zahlen. Zudem würden gefälschte Codes ins Internet gestellt, beklagte der Haushaltsbeauftragte der Gemeinde Venedig, Michele Zuin, laut der Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Touristen in Venedig
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Wer Venedig sehen will, muss in vielen Fällen auch mit Menschenmassen umgehen können

„Es ist unglaublich, dass es Leute gibt, die gegen die Stadt arbeiten. Das geht schon seit letztem Jahr so. Wir haben bereits Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet“, so Zuin. Mit dem 2024 erstmals eingehobenen Eintrittsgeld für Tagesbesucher hat die Lagunenstadt bisher mehr als 2,4 Millionen Euro eingenommen. Insgesamt wurden an den 29 Tagen der Testphase 485.000 zahlende Besucherinnen und Besucher registriert.

Tourismussteuer auf dem Vormarsch

Der Tourismus ist eine der tragenden Säulen der italienischen Wirtschaft. Doch nicht nur in Venedig werden die Besucherzahlen zunehmend zu einem Problem. In vielen italienischen Urlaubsorten sind die Hotels in den Hochzeiten bereits ausgebucht. Vermehrt protestieren Anrainerinnen und Anrainer gegen die Besuchermassen, und die Behörden sehen sich gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen – bisweilen auch um das eigene Gemeindebudget aufzubessern.

So wächst die Zahl der Gemeinden, die eine Tourismussteuer einheben. 1.389 italienische Kommunen erheben heuer eine Kurtaxe, was ihnen insgesamt Einnahmen von fast 1,2 Milliarden Euro bescheren dürfte. Das seien 15,8 Prozent mehr als 2024, geht aus einem Bericht der auf Tourismus spezialisierten Unternehmensberatung JFC hervor. Bereits im vergangenen Jahr waren die Einnahmen laut JFC im Vergleich zu 2023 um 29,1 Prozent gestiegen.

Die Region mit den höchsten Einnahmen war 2024 Latium mit der Hauptstadt Rom mit über 300 Millionen Euro. Es folgten die Toskana mit rund 121 Millionen Euro und Venetien, wo durch die Abgabe rund 100 Millionen Euro eingenommen wurden. Bei den Städten verzeichnete Rom mit 292 Millionen Euro die höchsten Einnahmen, gefolgt von Florenz (76,6 Mio. Euro) und Mailand (76,5 Mio. Euro).

Strandzugang per App in Sardinien

Erst kürzlich diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Tourismusdestinationen wie Capri, Positano und Cinque Terre bei einer Konferenz in Amalfi über strengere Besucherregeln. Wie das aussehen könnte, machen derzeit Strände in Sardinien vor. Dort führten die ersten Gemeinden digitale Systeme ein, mit denen der Strandzutritt online gebucht werden muss. Das gilt etwa für den Strand Tuerredda in der Bucht von Teulada.

Hier müssen Touristen ab dieser Saison per App oder Website ein Ticket kaufen und eine Reservierung vornehmen. Die Preise dafür sollen bei einem oder zwei Euro liegen. Das Kapazitätslimit liegt bei 1.100 Plätzen, wobei 371 davon für Strandbäder und 729 für den frei zugänglichen Strandbereich reserviert sind. Besucherinnen und Besucher, die zu spät am Strand eintreffen, müssen mit dem Verlust ihrer Reservierung rechnen.

Einnahmen sollen auch in Infrastruktur fließen

Die App wird im Juli downloadbar sein. Bürgermeister Angelo Milia wies darauf hin, dass mit der Einführung des digitalen Zugangssystems die Gemeinde Teulada auch die Infrastruktur verbessern werde. Der Parkplatz werde modernisiert, Toiletten, Duschen und Fußduschen würden renoviert, so der Bürgermeister.

Touristen am Strand Cala Brandinchi bei San Teodoro
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Cala Brandinchi im Nordosten Sardiniens ist einer von mehreren Stränden auf der Insel mit Besuchsbeschränkungen

Die Gemeinde Teulada steht mit ihren Maßnahmen nicht allein da. Die Nachrichtenseite Euronews führt mehrere sardische Strände an, die ähnliche Einschränkungen vorgenommen haben, darunter etwa zwei Strände auf der Sardinien vorgelagerten Insel La Maddalena und der Strand Cala Brandinchi im Nordosten Sardiniens.

Auch auf Lampedusa sollen Kontingente Hilfe für einen überfüllten Strand bringen. Zwar kommt die Insel weit südlich vor der Küste Siziliens zumeist dann in die Schlagzeilen, wenn es um die Ankunft von Menschen geht, die ohne gültige Papiere die Überfahrt aus Afrika riskieren. Doch der Spiaggia dei Conigli (Kaninchenstrand) im Süden der Insel erfreut sich bei Urlauberinnen und Urlaubern zunehmender Popularität. In diesem Sommer sollen täglich höchstens 550 Menschen gleichzeitig Zutritt bekommen.