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Wer ist die AfD in Nordrhein-Westfalen?

Wer ist die AfD in Nordrhein-Westfalen?

Nach Umfragen liegt die AfD in NRW derzeit bei rund zehn Prozent. Dabei sind die führenden Köpfe des Landesverbands kaum jemandem bekannt. Wer repräsentiert die Partei hier im Land? Ein Überblick.

NRW-Landeschef Marcus Pretzell

Marcus Pretzell, AfD-Landesvorsitzender NRW

  • Geboren: 1973
  • Beruf: Jurist, Immobilienentwickler
  • Politischer Werdegang: Pretzell war bis 2009 Mitglied der FDP. 2013 trat er der AfD im Bezirksverband Detmold bei. Im Juni 2014 wurde er auf dem NRW-Landesparteitag zum Landesvorsitzenden gewählt, seit August 2015 teilt er sich dieses Amt mit Martin Renner. Pretzell wurde bei der Europawahl 2014 zum Mitglied des Europäischen Parlaments gewählt. Im April 2015 wurde er jedoch von Sitzungen der EU-Parlamentsgruppe seiner Partei ausgeschlossen, nachdem das Finanzamt Bielefeld aufgrund nicht gezahlter Steuern das Parteikonto der AfD gepfändet hatte. Pretzell wird vorgeworfen, Steuern unterschlagen und dem Finanzamt falsche Auskünfte gegeben zu haben.
  • Themen: Rückführung der EU-Zuständigkeiten "auf ein notwendiges Maß" mit national bestimmten Gesetzen. Pretzell fordert eine Aufteilung der Eurozone in einen Nord- und eine Süd-Euro, damit die stärkeren Volkswirtschaften von den schwächeren, zu denen er Griechenland, Italien, Spanien oder Frankreich zählt, nicht behindert werden. Notfalls müsse Deutschland zur D-Mark zurückkehren. Das Freihandelsabkommen TTIP lehnt Pretzell ab. Auch beim Thema Rechtsstaatlichkeit stellt sich Pretzell als EU-Gegner dar und fordert eine Neufassung europäischer Verträge. Das Thema Gendermainstreaming - die Gleichstellung von Mann und Frau - lehnt er ab.
  • Aussagen: "Image heißt eben nicht, dass wir nur die netten Nazis sein wollen." - "Die Verteidigung der deutschen Grenze mit Waffengewalt als Ultima Ratio ist eine Selbstverständlichkeit". Die AfD sei "auch eine Pegida-Partei".
Martin Renner, AfD NRW

Martin Renner, zweiter AfD-Landesvorsitzender NRW

  • Geboren: 1954
  • Beruf: Diplom-Betriebswirt
  • Politischer Werdegang: Renner bezeichnet sich als "Mann der allerersten Stunde" der AfD - von ihm stamme die Idee für den Namen der Partei. Auf dem Gründungsparteitag der AfD am 12. April 2013 unterlag er bei der Sprecherwahl allerdings einem Mitbewerber. Im August 2015 wählten ihn die Delegierten beim Landesparteitag in Bottrop zum zweiten Vorsitzenden neben Marcus Pretzell.
  • Themen: Seine Positionen beschreibt Renner in sieben Punkten in seinem eigenen Blog. Den Euro bezeichnet er dort als "gescheitert", er sei eine "schädliche, dysfunktionale und uns alle bedrohende Fehlkonstruktion". Die EU reduziere die nationalen Parlamente auf "Vollzugsorgane". Er fordert die Defintion einer deutschen Leitkultur, deren Akzeptanz auch Bedingung zur Aufnahme von Einwandern sein soll. Die "existenzielle Frage über Zusammensetzung und kulturelle Identität des Staatsvolkes" müsse rational debattiert werden. Die Energiewende bezeichnet Renner als "vollkommen untaugliches Wunschdenken", in "Fukushima-Panik und aus rein parteipolitischen Motiven beschlossen". Angesichts des demografischen Wandels fordert Renner "Programme im Bildungsbereich", die die Zahl der Geringqualifizierten verringern soll. Statt Ehegattensplitting will Renner mit einem "Familiensplitting" Paare motivieren, "mehr Kinder als bisher haben zu wollen". Und auch Verteidigung ist Thema bei Martin Renner: Er hält eine Wiedereinführung der Wehrpflicht für notwendig.
  • Aussagen: "Eine Regierung, die die Sorgen, die Befürchtungen ihrer Bevölkerung nicht ernst nimmt, sie ignoriert, ja sogar als Rassismus verunglimpft, die bekämpft nicht den Rechtsextremismus, sie züchtet ihn geradezu."
Sven Tritschler

Sven Tritschler, Bundesvorsitzender der Jungen Alternative für Deutschland, Vorsitzender der Jungen Alternative NRW (JA NRW)

  • Geboren: 1981
  • Beruf: Angestellter
  • Politischer Werdegang: Zunächst FDP-Mitglied und Bundesvorsitzender des nationalliberalen "Stresemann-Clubs". Bei der Jungen Alternative für Deutschland zunächst Vorsitzender des Landesverbands NRW, ist Tritschler seit Mai 2015 auch Bundesvorsitzender Jugendorganisation. Die "Junge Alternative" war zunächst von der Mutterpartei nicht als Jugendorganisation anerkannt worden, da sie dem damaligen AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke als zu radikal erschien. Tritschler gilt als Vertreter des rechtslibertären Flügels der AfD. Im März lud er den umstrittenen Rechtspopulisten und Chef der britischen UK Independence Party, Nigel Farage, nach Köln zu einer Veranstaltung der JA NRW ein.
  • Themen: Wirtschafts- und Sozialpolitik, Europapolitik, Energiepolitik. Er fordert, dass Migrations-Befürworter einen "Gutmenschenfonds" einrichten sollen, um selber für die Versorgung der Flüchtlinge aufzukommen. Seine Lösung in der Flüchtlingskrise sähe eine "No-Way"-Kampagne nach australischem Vorbild vor - Aussetzung des Asylrechts. Seine These zum Thema Demokratie: "Wenn das Volk der Souverän ist, muss es auch das Recht haben, die wichtigen Fragen unserer Zeit zu entscheiden." Nachdem der Online-Buchhändler Amazon alle Werke des Schriftstellers Akif Pirinçci wegen dessen rassistischer Äußerungen aus dem Programm nahm, kündigte Tritschler einen Boykott Amazons an.
  • Aussagen: "Die Merkel-CDU ist nichts als eine bürgerlich geschminkte Prostituierte." Über den Islam: "Wir haben etwas gegen eine Steinzeitreligion, die millionenfach Elend und Tod über die Welt bringt."

Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, Sven Tritschler sei Mitglied der schlagenden Verbindung Sängerschaft Leopoldina Breslau zu Köln. Nach Angaben der "Jungen Alternative" ist er das nicht.

Stand: 28.02.2016, 18:28

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